Robocop – Director’s Cut

In der nicht allzu fernen Zukunft ist Detroit fest im Griff des Verbrechens. Mord und Totschlag sind zum täglichen Begleiter geworden und die marode Stadt hat alles privatisiert, was bei drei noch nicht auf dem Bäumen war. Auch die Polizei hat es erwischt. Seitdem untersteht sie dem Konzern OCP, der ganz eigene Interessen verfolgt. Aus der Asche des untergegangenen Detroit soll Delta-City entstehen, die Stadt der Zukunft, in der alles besser werden soll.

Dazu gehört auch eine neue Art von Polizist. Nachdem die Präsentation des Kampfroboters ED-209 für OCP-Vizepräsident Dick Jones zum Fiasko wird, nutzt der junge Manager Bob Morton die Gunst der Stunde, um sein Robocop-Projekt an den Mann zu bringen. Für die Realisation des Projekts ist allerdings ein für tot erklärter Polizist als Grundlage notwendig, was aber in dieser Situation nur eine Frage der Zeit ist.

Gleichzeitig tritt Officer Alex Murphy seinen Dienst in Detroit Metro South an, wird aber schon wenige Stunde später von Copkiller Clarence Boddicker auf bestialische Weise ermordet. Der Körper von Murphy wird an das Robocop-Projekt überstellt und Murphy wird in einen fast unzerstörbaren Cyborg verwandelt, der für Gesetz und Ordnung sorgen muss. Robocop räumt auch in der Unterwelt Detroits auf. Dabei stößt er auf die Hinweise einer Verschwörung, die nicht nur den Tod von Alex Murphy beinhaltet, sondern bis in die oberste Ebene von OCP geht…

Hollywood wurde schon Anfang in den 70er Jahren auf Paul Verhoeven aufmerksam, da er mit Filmen wie Türkische Früchte und Der Soldat von Oranien für einige Kontroversen im europäischen Kino sorgte. 1985 hatte er dann mit Flesh & Blood bewiesen, dass er in seinem eigenen Stil auch andere Genres bedienen konnte. Als ihm das Drehbuch zu Robocop ins Haus flatterte, hielt sich seine Begeisterung in Grenzen, denn eigentlich hatte er mit Science Fiction nichts am Hut. Es war seine Frau, die ihn dazu drängte sich das Script näher anzuschauen und auf das Potential zu achten. Danach kristallisierte sich seine Vorstellung von Robocop heraus.

Zwar sind die satirischen Elemente in Robocop noch nicht so ausgereift wie in Starship Troopers, aber die Ansätze sind hier deutlich zu erkennen. Verhoeven wirft ein schwarzhumoriges Bild auf das Amerika der Reagan-Ära, das er mit sehr zynischen Werbeeinblendungen kommentiert. Die Gesellschaft ist roh geworden, erfreut sich an dümmlichen Fernsehsendungen und die Gewaltbereitschaft ist ebenfalls gestiegen. Und nachdem das alte Gesetzsystem nicht mehr funktioniert, erscheint nun mit Robocop nicht nur eine neue Art von Polizist, sondern auch Richter und Vollstrecker in einem. Gleichzeitig stellt Verhoeven Gewalt auf der Leinwand teilweise so drastisch dar, dass es schon kurz nach den Dreharbeiten zu enormen Schwierigkeiten kam. Fast 30 Jahre nach seiner Entstehung hat Robocop nichts von seinem Reiz verloren. Vielmehr zeigt er wie ein geschickter Regisseur sehr gute Spezialeffekte mit einer interessanten Story verarbeiten kann. Wie Peter Weller aus einem scheinbar tumben Cyborg mit reiner Körpersprache eine Kultfigur schaffen kann, die ebenfalls noch heute Bestand hat. Außerdem sollte man sich vor Augen halten, dass die ganzen Spezialeffekte ohne die Hilfe von Computern entstanden sind und oft direkt auf dem Set realisiert wurden.

Beim näheren Anschauen der Filme von Paul Verhoeven bemerkt man seinen Hang zu einer gewissen Explizitheit, vor allem wenn es um Gewalt oder Sex geht. Robocop ist da keine Ausnahme. Hier hat er sogar versucht es auf die Spitze zu treiben. Die erste Version des Films wurde von der amerikanischen MPAA mit seinem sogenannten „X-Rating“ belegt, was normalerweise nur Pornofilme gilt. Zu krass fand die Bewertungsbehörde die Darstellung der Gewalt. Vor allem die Szenen in denen Alex Murphy in Stücke geschossen wird oder in denen das Opfer eines Säureunfalls durch die Gegend irrt, wurden zum Stein des Anstoßes. Da ein solch negatives Rating auch heute noch als tödlich an den Kinokassen gilt, gab Verhoeven nach und schnitt seinen Film etwas um. In Deutschland war die daraus resultierende Kinoversion den Jugendwächtern immer noch zu gewalttätig, woraufhin man erneut die Schere ansetzte. Als der Film dann auf Video veröffentlicht wurde, verschwand er bald darauf auf der Indizierungsliste der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften.

Als Ende 2013 die Listenstreichung und die darauf eine Neufreigabe erfolgte, war die Frage, welche Version von Robocop nun im normalen Handel erscheinen sollte. Interessanterweise handelt es sich dabei nicht um die amerikanische Kinoversion oder die deutsche Schnittfassung, sondern um den sogenannten „Director’s Cut“ wie er ursprünglich 1987 in die Kinos kommen sollte. Diese wurde nun mit FSK-18 freigegeben. Der Unterschied zwischen dieser Version und den anderen besteht im Wesentlichen aus jeder Menge „Kleinkram“, der sich im Prinzip durch noch etwas mehr Blut und abgeschossene Gliedmaßen zusammensetzt. Außerdem wurde auch alternatives Bildmaterial verwendet, das in den alten Versionen entschärft zu sehen war.

Ähnlich wie bei anderen Indexstreichungen folgte auch bei Robocop relativ schnell eine sehr gut ausgestattete Blu-ray. Dabei setzte man, neben etwas Neumaterial, auch auf die bereits im Ausland erschienen DVD- bzw. BD-Versionen. Außerdem gönnte man dem Streifen noch ein neues 4K-Bildmaster.

Nachdem 4K zur neuen heiligen Kuh der Elektronikindustrie geworden ist, sollte man sich vor Augen halten, dass diese Abtasttechnik, wie ihre Vorgänger, immer nur so gut ist wie das vorliegende Ausgangsmaterial. Wenn man sich die alten Versionen von Robocop betrachtet, so ist das recht positive Endergebnis überraschend.

Als Stilmittel arbeitete Paul Verhoeven damals schon mit verschiedenen Formaten. Während die TV-Sequenzen sich qualitativ deutlich vom Rest des Films abheben, bieten die reinen Filmsegmente ein sehr scharfes und kontrastreiches Bild mit warmen Farben und hoher Detailtreue, was für eine hohe Plastizität sorgt. Auffällig ist auch der leichte Qualitätsabbruch bei den neu eingefügten Szenen, die sich oft deutlich vom Rest abheben. Dies ist aber verschmerzbar, da die neue Abtastung gegenüber der vorigen Blu-ray-Auflage eine hundertprozentige Steigerung ist.

Vom deutschen Ton sollte man keine Wunder erwarten, denn immerhin hat der Streifen schon einige Jahre auf dem Buckel. Die Synchronisation klingt oft sehr blechern und sonst ist der Klangteppich sehr frontlastig. Sourroundeffekte und die Verteilung des großartigen Soundtracks von Basil Poledouris halten sich in Grenzen. Die englische Originaltonspur hört sich da schon wesentlich kräftiger an. Die Sprache kommt klar verständlich aus dem Center, während sich Umgebungsgeräusche und Musik ebenfalls gut verteilen.

Überraschenderweise findet man im Gegensatz zur alten Auflage jede Menge Bonusmaterial zum Film auf dieser Blu-ray. Hauptsächlich setzen sie sich aus Features der 2004 erschienen ersten DVD-Auflage und der 20th Anniversary Edition zusammen. Hinzu kommt noch ein neuer Beitrag, der aus einer Fragerunde aus dem Jahr 2012 besteht und bei der ein Großteil der Darsteller und Macher zugegeben war.

Die Fragerunde ist auch eines der interessantesten Features auf der Blu-ray, weil Paul Verhoeven, Peter Weller, Drehbuchautor Ed Neumaier und einige andere auf die Entstehung von Robocop zurückblicken. Ebenfalls sehr empfehlenswert ist der Audiokommentar mit Paul Verhoeven, Ed Neumaier und Jon Davison. Verhoeven ist kein großer Freund von teilnahmslosen Kommentaren, sondern liefert, ähnlich wie bei Starship Troopers, eine sehr humorvolle Show ab, bei der er viel zu erzählen hat.

Das ausführliche Making of Flesh and Steel liefert einen sehr intensiven Einblick auf die Entstehung des Films ab, wobei die Featurettes noch weitere grundlegende Infos liefern. Sehr Selbstironisch angelegt ist Villains of Old Detroit, in denen die bösen Jungs zu Wort kommen. Miguel Ferrer (Crossing Jordan) und Kurtwood Smith (That 70’s Show) standen 1987 noch relativ am Anfang ihrer Karriere und spielten hier noch Rollen, die sich sehr von ihren späteren unterschieden. Vor allem Kurtwood Smith, der oft gerne als der nette Nachbar von Nebenan besetzt wird, hat einiges positives über seine Performance als Clarence Boddicker zu sagen.

Wer Robocop noch nicht in seiner Filmsammlung hat, kann bei der Blu-ray auf jeden Fall zugreifen. Und für jene, die schon die DVD haben lohnt sich die Umstellung ebenfalls. Neben einer sehr ansprechenden Präsentation ist Robocop immer noch ein sehr sehenswerter Film, dessen Vision einer herz- und geistlosen Gesellschaft schon recht nahe an die Realität herankommt. Den Biss, der dem Remake von 2014 fehlt, findet man hier in einer Mischung aus purem Zynismus und Satire. Solche Filme werden heute leider nur noch selten gemacht.

Robocop
Originaltitel: Robocop
Regie: Paul Verhoeven
Darsteller: Peter Weller, Nancy Allen, Ronny Cox, Kurtwood Smith Miguel Ferrer, u. a.

Region: A, B, C
Bildformat: 1.85 : 1
Ton/Sprachen: Englisch (DTS-HD Master Audio 5.1), Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch, u. a. (DTS 5.1)
Special Features:
Audiokommentar, Making of, Featurettes, Deleted Scenes, Trailer, Wendecover mit dem originalen Plakatmotiv